Freitag, 15. Februar 2013

Kinderwünsche

Singend kommt der dreijährige Johann die Treppe herunter. Sein Vater steht in der Küche und bereitet das Mittagessen vor.

"Na Johann, was möchtest du?"
"Auto spielen."
"Dahinten ist dein Auto." Der Vater zeigt auf den kleinen silbernen Flitzer, den man durch Hin- und Herrollen aufziehen kann und der dann wirklich verdammt schnell durchs Zimmer saust.
"Nein", schüttelt Johann seinen Kopf und guckt seinen Vater mit großen Augen an. "Auf iPod". 

Nach seinem Geburtstagswunsch gefragt, antwortet er übrigens auch iPod - da steht er seinem großen Bruder Felix in nichts nach. Allerdings wird dieser bereits zwölf, womit so ein Ding zumindest in greifbare Nähre rückt. Wenn man aber von Johann wissen möchte, was er denn mit einem iPod will, dann bekommt man - neben Autospielen - ebenso häufig "So in die Tasche stecken" zur Antwort. Dabei demonstriert er umständlich, wie er ihn in seiner Latzhose verstauen will.

Ganz unschuldig sind wir an diesem Wunsch nicht. Schließlich sind wir nicht eingeschritten, als Paul im Sommerurlaub immer wieder seinen Bruder ruhigstellte, indem er ihm das mobile Endgerät zur Verfügung stellte. Wir haben uns längst damit abgefunden, dass die Kinder mit Handys, Computern und eben iPods hantieren, wie wir das im selben Alter noch mit Schere, Buntpapier und Kleber taten. Die Zeiten ändern sich eben; vor 20 Jahren hätte ich auch nie gedacht, dass ich eines Tages nicht mehr ohne Computer im Leben auskommen würde. Und mich ohne Handy im Alltag von der Umwelt abgeschnitten fühle.

Aber im zarten Alter von drei Jahren sind in unserer Familie sämtliche elektronischen Geräte noch auf Jahre hinaus tabu. Also bleibt dieser Wunsch weiterhin unerfüllt. Und so muss weiterhin der Tacho von Paul als Ersatz herhalten. Zwar ändert sich leider das Bild nicht, egal wie sehr man darauf rumwischt. Aber zum In-die-Tasche-stecken reicht er allemal.