Donnerstag, 21. März 2013

Nächtliche Kapitulation

Da war es wieder: der dumpfe Aufprall. Kurz darauf das Klicken der Klinke und ein vorsichtiges Öffnen der Tür. Im fahlen nächtlichem Licht, das vom Flur ins Schlafzimmer fällt, steht ein Silhouette: Johann.

„Was willst du hier?“, murmel ich müde.
„Kuscheln!“
„Aber nicht um drei Uhr nachts“, versuche ich meinem Sohn weiszumachen. 

Als ich aufstehe, um ihn in sein Bett zurückzutragen, hüpft und schreit er, dass es Rumpelstilzchen alle Ehre machen würde. Doch ich bleibe hart, nehme ihn auf den Arm, versichere ihm, wie lieb ich ihn habe und decke ihn mit einem Gute-Nacht-Kuss wieder zu. Im eigenen Bett. Müde schlurfe ich in mein Bett zurück, drehe mich um und schlafe wieder ein. 
Zehn Minuten später geht die Tür wieder auf. Ich schäle mich seufzend aus dem Bett, um meinen protestierenden Sohn wieder zurückzutragen. 

Auch wenn ich mich mit meinem Mann abwechsle: Das nächtliche Aufstehen macht einen mürbe. Und dauermüde. Nacht für Nacht wiederholt sich dasselbe Szenario. Auch nachdem er (gefühlt) zum fünften Mal ins eigene Bett zurückgebracht wurde, macht Johann sich wieder auf Wanderschaft. Und steht zehn Minuten später vor unserem Bett, um Einlass zu begehren. 

Vielleicht würde ich der ganzen Sache entspannter gegenüberstehen, wenn unser Bett zwei Meter breit wäre. Aber auf 1,60 m schläft es sich zu dritt nicht wirklich bequem. Außerdem mag ich es nicht, wenn man mir mein Kissen streitig macht. Also bringe ich meinen Jüngsten immer wieder zurück. Mit zugegebenermaßen mäßigem Erfolg
.
Habe ich nicht vor ein paar Monaten erst einen Artikel veröffentlicht, in dem ich schlaue Tipps gab, wie man kleine Nachtwanderer dazu bringt, in ihrem eigenen Bett zu bleiben? Zum Beispiel durch konsequentes Zurückbringen? Hat bei den großen Kids auch geholfen. Nur Johann scheint resistent zu sein. 

Um 5 Uhr kapituliere ich. Johann darf bei uns bleiben. Und ich hege die Hoffnung, dass mir in dieser Nacht wenigstens noch anderthalb Stunden Schlaf vergönnt sind ...


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Donnerstag, 7. März 2013

Das Zen des Wartens ...

… oder die Geschichte der ewigen Zugverspätungen. Ein paar Wochen lief alles glatt: Meine S-Bahn fuhr pünktlich. Und selbst die Bundesbahn schaffte es, ohne Verspätung den Bahnhof zu verlassen. Ich fing an, Hoffnung zu schöpfen.

Doch dann schlug sie wieder gnadenlos zu: Die Pendlerfalle. Kaum finden im norddeutschen Raum zwei große Messen statt, geraten sämtliche Fahrpläne durcheinander. Warum hetze ich am Mittwochmorgen eigentlich immer zum S-Bahnhof? Die Bahn kommt doch eh ein paar Minuten später. Wenn es bei den paar Minuten bleibt. Dann bekomme ich am Hauptbahnhof auch noch ganz entspannt den ICE. 

Zwar bietet die Bahn den grandiosen Service des „Verspätungsalarms“ an. Und zeigt Zugverspätungen im Internet an. Oder verschickt sogar Mails. Doch seltsamerweise gaukelt die Seite einem immer pünktliche Zugverbindungen vor. Die Mails kommen in der Regel an, wenn selbst der verspätete Zug bereits den Bahnhof verlassen hat.

Doch zurück zum Bahnsteig. Natürlich bin ich von der S-Bahn zum Ferngleis gesprintet. Um meinen scheinbar pünktlichen Zug zu erwischen. Doch hier holt mich die Wirklichkeit ein. Und wieder stehe ich mir gefühlte Ewigkeiten bei Minusgraden die Beine in den Bauch. Endlich kommt der Zug. Wenigstens gibt es um diese Uhrzeit reichlich Sitzplätze. 

Morgendliche Geduldsprobe

Aber meine Geduld wird diesen Morgen nochmals auf die Probe gestellt. 9:35 Uhr. Statt – wie laut Fahrplan vorgesehen – im Hamburger Hauptbahnhof einzufahren, passieren wir gerade Tostedt. Weiß der Geier, wo genau in der Heide dieses Kaff liegt. Zumindest nicht unmittelbar vor den Toren Hamburgs…

Waren nicht gerade erst im Herbst/Winter Verspätungen von 30 Minuten an der Tagesordnung, da die Bahnstrecke durch die Heide saniert wurde? Jetzt muss – laut Bahn – ein weiteres Gleis verlegt werden, um den Güterverkehr vom Hamburger Hafen zu verkraften. Hätten die das im Herbst nicht gleich mitmachen können? Außerdem dachte ich, dass wir uns in der Phase der schwächelnden Weltkonjunktur befinden und daher weniger Schiffe den Hamburger Hafen anlaufen? Entweder eine Fehlinformation – oder die Bahn baut nur vor. Und investiert in die Zukunft. 

Zumindest war ich im Winter irgendwann mal so sauer über die ewigen Verspätungen, dass ich drei Beschwerden eingereicht habe. Jeweils vier Seiten Fragebögen habe ich diesbezüglich ausgefüllt, mit Zugnummern, Zeiten etc. Zurück bekam ich lediglich ein formloses Schreiben, dass ich mitteilen sollte, welche Züge ich statt der anvisierten Verbindung genommen hätte. Wollten die mich verarschen? Genau das hatte ich ihnen schriftlich mitgeteilt. Natürlich ohne mir Kopien davon zu machen. Mir fehlte die Zeit und Energie für eine längere Auseinandersetzung. Und so verzichtete ich auf die 10 oder 20 Euro, die ich vielleicht erstattet bekommen hätte. Was blieb war der Groll – und ein fetter Vermerk in punkto Kundenunfreundlichkeit.

Das Zen des Wartens

 Das Zen des Wartens habe ich für mich übrigens immer noch nicht entdeckt. Statt dass sich in mir eine große Ruhe ausbreitet, während ich auf die nächste Bahn warte, wird die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol in ungeahnte Höhen getrieben. Und das, obwohl mein Arbeitgeber weiß, dass ich pendel. Und keine höhere Macht besitze, um die Bahn zu einem zuverlässigen und pünktlichen Verkehrsmittel zu machen…