Eigentlich
sollte man denken, neun Jahre sind genug. Genug, um zu vergessen, zu
vergeben und ein neues Leben anzufangen. Auch sollte man denken, dass
man mit Beruf und großer Familie genug um die Ohren hat – und sich
nicht ständig auf neuen Schlachtfeldern des Lebens tummeln muss.
Mir
geht es zumindest so. Meinem Ex-Mann leider nicht. Und so flatterte
kürzlich wieder ein Bescheid des Amtsgerichts ins Haus. Herzrasen
bekomme ich bei diesen Briefen schon lange nicht mehr. Schließlich
ist es der vierte Antrag innerhalb der letzten zweieinhalb Jahren,
den er bei Gericht stellt. Außerdem war der Inhalt wieder so abstrus
und absurd, dass ich einige Zeit brauchte, um zu verstehen, was er
eigentlich wollte. Im Endeffekt forderte er mich auf, die Kinder
weiterhin freitags zum Flughafen zu bringen. Was aber leider nicht
geht, da ich inzwischen in einer anderen Stadt arbeite und mein Zug
erst im Bahnhof einfährt, wenn der Flieger längst in der Luft sein
sollte. Banal, sollte man denken. Eine Situation, für die zwei
Erwachsene eine Lösung finden sollten. Wenn sie miteinander reden
würden.
Doch
mein Ex-Mann kann nicht mit mir reden. Also läuft er zum Gericht.
Und hofft, dass die Richter das für ihn regeln. Wollen sie aber
nicht. Wahrscheinlich trauen sie das erwachsenen Menschen selber zu.
Und so schließt sich der Kreis...
Neun
Jahre und zwei Monate ist es her, dass wir uns getrennt haben. 3350
Tage, in denen wir beide ein neues Leben aufgebaut habe: Einen neuen
Partner kennengelernt und ein weiteres Kind (er sogar zwei) bekommen
haben.
Doch
wie sagte schon Friedrich von Schiller? Es kann der Frömmste nicht
in Frieden leben, wenn es dem Nachbarn nicht gefällt! Oder eben dem
Ex-Mann ...