Donnerstag, 4. April 2013

Aufstand der Pubertanten

Eigentlich pflegen wir in unserer Familie eine Gesprächskultur. Das heißt, alles kann angesprochen und diskutiert werden. Im Idealfall auch ausdiskutiert. Jedes Argument zählt. Wobei „Totschlagargumente“ („Alle in meiner Klasse dürfen das“) für mich nicht in die Kategorie Argumente fallen. Und – ehrlicherweise – im Ernstfall das Elternwort ein größeres Gewicht besitzt.
 
Aber wir nehmen unsere Kinder ernst. Und sie können uns oft überzeugen. Dafür erwarten wir aber auch, dass sich an Abmachungen gehalten wird – selbst wenn die nicht gefallen. Was meist klappt. Aber eben leider nur meist. 

Letztens verbrachte Paul (14) gemeinsam mit seinem Bruder zwei Wochen beim Vater. Und irgendwie muss ihm da unsere Familienregel entfallen sein. So zog es ihn doch in ein Elektronikgeschäft und er erstand einen WLAN-Verstärker. Um den er seit Monaten zuhause kämpfte. Doch leider immer wieder ein striktes „Nein“ hörte. Alle seine Argumente konnten uns nicht erweichen. Wenn er fernsehen will, soll er es vor der Glotze tun. Und nicht unkontrolliert in seinem Zimmer im Bett auf dem iPod. 

Zuhause eingetroffen musste es ihm irgendwie schwanen, dass der Kauf nicht seine beste Idee war. Zumindest wurde der Verstärker uns nicht stolz präsentiert, wie alle anderen Errungenschaften. Sondern vielmehr heimlich installiert. Irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, dass uns die Antennen auffielen. Denn auch wenn wir keine Zimmerkontrollen durchführen, so versuchen wir doch, der „Versumpfung“ der Kinderetage entgegenzuwirken und sorgen ab und zu für eine Grundordnung. Wobei eben besagte Antenne auffiel.

Zuhause war jedenfalls erst mal der Teufel los. Hätte Paul das Ding in unserer Stadt gekauft, ich wäre in den Laden marschiert und hätte den WLAN-Verstärker dem Verkäufer auf den Tisch geknallt. So wanderte er vorerst in die Schublade. Und Paul arbeitet daran, wieder unser bedingungsloses Vertrauen zu gewinnen …

Was glauben Kinder eigentlich? Dass wir auf Bäumen schlafen? Oder selber nie jung waren und uns gegen unsere Eltern auflehnten? Dass man sich selber manchmal blöd vorkommt, wenn man streng sein muss, passt wahrscheinlich nicht unbedingt in ihre Vorstellungwelt. Aber wir meist unsere Gründe haben.

Übrigens: Sollte im obersten Stockwerk regelmäßig das Internet zum Arbeiten genutzt werden (jenseits vom Betrachten von YouTube-Videos), dann können wir erneut über die Nutzung diskutieren – höchstwahrscheinlich mit einem für Paul befriedigenderen Ausgang.