Doch dann schlug sie wieder gnadenlos zu: Die Pendlerfalle.
Kaum finden im norddeutschen Raum zwei große Messen statt, geraten sämtliche
Fahrpläne durcheinander. Warum hetze ich am Mittwochmorgen eigentlich immer zum
S-Bahnhof? Die Bahn kommt doch eh ein paar Minuten später. Wenn es bei den paar
Minuten bleibt. Dann bekomme ich am Hauptbahnhof auch noch ganz entspannt den
ICE.
Zwar bietet die Bahn den grandiosen Service des
„Verspätungsalarms“ an. Und zeigt Zugverspätungen im Internet an. Oder
verschickt sogar Mails. Doch seltsamerweise gaukelt die Seite einem immer
pünktliche Zugverbindungen vor. Die Mails kommen in der Regel an, wenn selbst
der verspätete Zug bereits den Bahnhof verlassen hat.
Doch zurück zum Bahnsteig. Natürlich bin ich von der S-Bahn
zum Ferngleis gesprintet. Um meinen scheinbar pünktlichen Zug zu erwischen.
Doch hier holt mich die Wirklichkeit ein. Und wieder stehe ich mir gefühlte
Ewigkeiten bei Minusgraden die Beine in den Bauch. Endlich kommt der Zug.
Wenigstens gibt es um diese Uhrzeit reichlich Sitzplätze.
Morgendliche Geduldsprobe
Aber meine Geduld wird diesen Morgen nochmals auf die Probe
gestellt. 9:35 Uhr. Statt – wie laut Fahrplan vorgesehen – im Hamburger
Hauptbahnhof einzufahren, passieren wir gerade Tostedt. Weiß der Geier, wo
genau in der Heide dieses Kaff liegt. Zumindest nicht unmittelbar vor den Toren
Hamburgs…
Waren nicht gerade erst im Herbst/Winter Verspätungen von 30
Minuten an der Tagesordnung, da die Bahnstrecke durch die Heide saniert wurde?
Jetzt muss – laut Bahn – ein weiteres Gleis verlegt werden, um den Güterverkehr
vom Hamburger Hafen zu verkraften. Hätten die das im Herbst nicht gleich
mitmachen können? Außerdem dachte ich, dass wir uns in der Phase der
schwächelnden Weltkonjunktur befinden und daher weniger Schiffe den Hamburger
Hafen anlaufen? Entweder eine Fehlinformation – oder die Bahn baut nur vor. Und
investiert in die Zukunft.
Zumindest war ich im Winter irgendwann mal so sauer über die
ewigen Verspätungen, dass ich drei Beschwerden eingereicht habe. Jeweils vier
Seiten Fragebögen habe ich diesbezüglich ausgefüllt, mit Zugnummern, Zeiten
etc. Zurück bekam ich lediglich ein formloses Schreiben, dass ich mitteilen
sollte, welche Züge ich statt der anvisierten Verbindung genommen hätte.
Wollten die mich verarschen? Genau das hatte ich ihnen schriftlich mitgeteilt.
Natürlich ohne mir Kopien davon zu machen. Mir fehlte die Zeit und Energie für
eine längere Auseinandersetzung. Und so verzichtete ich auf die 10 oder 20
Euro, die ich vielleicht erstattet bekommen hätte. Was blieb war der Groll –
und ein fetter Vermerk in punkto Kundenunfreundlichkeit.
Das Zen des Wartens
Das Zen des Wartens habe ich für mich übrigens immer noch
nicht entdeckt. Statt dass sich in mir eine große Ruhe ausbreitet, während ich
auf die nächste Bahn warte, wird die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin
und Cortisol in ungeahnte Höhen getrieben. Und das, obwohl mein Arbeitgeber
weiß, dass ich pendel. Und keine höhere Macht besitze, um die Bahn zu einem
zuverlässigen und pünktlichen Verkehrsmittel zu machen…