Donnerstag, 7. März 2013

Das Zen des Wartens ...

… oder die Geschichte der ewigen Zugverspätungen. Ein paar Wochen lief alles glatt: Meine S-Bahn fuhr pünktlich. Und selbst die Bundesbahn schaffte es, ohne Verspätung den Bahnhof zu verlassen. Ich fing an, Hoffnung zu schöpfen.

Doch dann schlug sie wieder gnadenlos zu: Die Pendlerfalle. Kaum finden im norddeutschen Raum zwei große Messen statt, geraten sämtliche Fahrpläne durcheinander. Warum hetze ich am Mittwochmorgen eigentlich immer zum S-Bahnhof? Die Bahn kommt doch eh ein paar Minuten später. Wenn es bei den paar Minuten bleibt. Dann bekomme ich am Hauptbahnhof auch noch ganz entspannt den ICE. 

Zwar bietet die Bahn den grandiosen Service des „Verspätungsalarms“ an. Und zeigt Zugverspätungen im Internet an. Oder verschickt sogar Mails. Doch seltsamerweise gaukelt die Seite einem immer pünktliche Zugverbindungen vor. Die Mails kommen in der Regel an, wenn selbst der verspätete Zug bereits den Bahnhof verlassen hat.

Doch zurück zum Bahnsteig. Natürlich bin ich von der S-Bahn zum Ferngleis gesprintet. Um meinen scheinbar pünktlichen Zug zu erwischen. Doch hier holt mich die Wirklichkeit ein. Und wieder stehe ich mir gefühlte Ewigkeiten bei Minusgraden die Beine in den Bauch. Endlich kommt der Zug. Wenigstens gibt es um diese Uhrzeit reichlich Sitzplätze. 

Morgendliche Geduldsprobe

Aber meine Geduld wird diesen Morgen nochmals auf die Probe gestellt. 9:35 Uhr. Statt – wie laut Fahrplan vorgesehen – im Hamburger Hauptbahnhof einzufahren, passieren wir gerade Tostedt. Weiß der Geier, wo genau in der Heide dieses Kaff liegt. Zumindest nicht unmittelbar vor den Toren Hamburgs…

Waren nicht gerade erst im Herbst/Winter Verspätungen von 30 Minuten an der Tagesordnung, da die Bahnstrecke durch die Heide saniert wurde? Jetzt muss – laut Bahn – ein weiteres Gleis verlegt werden, um den Güterverkehr vom Hamburger Hafen zu verkraften. Hätten die das im Herbst nicht gleich mitmachen können? Außerdem dachte ich, dass wir uns in der Phase der schwächelnden Weltkonjunktur befinden und daher weniger Schiffe den Hamburger Hafen anlaufen? Entweder eine Fehlinformation – oder die Bahn baut nur vor. Und investiert in die Zukunft. 

Zumindest war ich im Winter irgendwann mal so sauer über die ewigen Verspätungen, dass ich drei Beschwerden eingereicht habe. Jeweils vier Seiten Fragebögen habe ich diesbezüglich ausgefüllt, mit Zugnummern, Zeiten etc. Zurück bekam ich lediglich ein formloses Schreiben, dass ich mitteilen sollte, welche Züge ich statt der anvisierten Verbindung genommen hätte. Wollten die mich verarschen? Genau das hatte ich ihnen schriftlich mitgeteilt. Natürlich ohne mir Kopien davon zu machen. Mir fehlte die Zeit und Energie für eine längere Auseinandersetzung. Und so verzichtete ich auf die 10 oder 20 Euro, die ich vielleicht erstattet bekommen hätte. Was blieb war der Groll – und ein fetter Vermerk in punkto Kundenunfreundlichkeit.

Das Zen des Wartens

 Das Zen des Wartens habe ich für mich übrigens immer noch nicht entdeckt. Statt dass sich in mir eine große Ruhe ausbreitet, während ich auf die nächste Bahn warte, wird die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Cortisol in ungeahnte Höhen getrieben. Und das, obwohl mein Arbeitgeber weiß, dass ich pendel. Und keine höhere Macht besitze, um die Bahn zu einem zuverlässigen und pünktlichen Verkehrsmittel zu machen…