„Ich empfinde meine Kinder nicht als
Belastung, sondern als Bereicherung.“ Was war los mit mir, als ich
mich zu diesem Satz hinreißen ließ? Befand ich mich in einem
Zustand der geistigen Umnachtung? Oder war es lediglich ein
gefühlsduseliger Anfall?
Zwar möchte ich auch heute nicht auf
meine Kinder verzichten. Und wenn ich sie einige Tage nicht sehe,
dann vermisse ich sie. Die erste Klassenfahrt war für mich
sicherlich eine größere Feuerprobe, als für meine beiden großen
Söhne – und das, obwohl ich längere Trennungen von ihnen gewohnt
bin. Schließlich sind sie für regelmäßig bei ihrem Vater. Aber
die Tage, an denen ich sie auf den Mond schießen könnte, sind keine
Ausnahmeerscheinung. Leider. Und sie werden häufiger, je älter die
Jungs werden.
Irgendwie läuft mein Mutterherz nicht
vor Freude und Zuneigung über, wenn mein Großer um 20:30 Uhr aus
dem Kino nach Hause kommt – während der Rest der Familie, wie
verabredet, bereits seit sieben Uhr am Abendbrottisch sitzt. Und auch
(verhauene) Tests, die mir zwei Minuten bevor der Bus zur Schule
fährt vorgelegt werden, lassen mich nicht jauchzen und frohlocken.
Ganz zu schweigen vom letzten Zeugnis. Warum wird Mutterliebe bloß
immer wieder derart strapaziert?
Doch
wenn etwas passiert – ein Sturz, der im Krankenhaus endet,
ungerechtfertigte Anfeindungen von Lehrern, ein arger Streit mit dem
besten Freund oder gar Liebeskummer – dann weiß man, dass Kinder
wirklich keine Belastung sind. Sondern die schönste Aufgabe des
Lebens. Und die zumindest mir immer wieder den Sinn des eigenen
Daseins vor Augen führt.