Mittwoch, 19. September 2012

Kinder machen glücklich – oder etwa nicht?

„Ich empfinde meine Kinder nicht als Belastung, sondern als Bereicherung.“ Was war los mit mir, als ich mich zu diesem Satz hinreißen ließ? Befand ich mich in einem Zustand der geistigen Umnachtung? Oder war es lediglich ein gefühlsduseliger Anfall?

Zwar möchte ich auch heute nicht auf meine Kinder verzichten. Und wenn ich sie einige Tage nicht sehe, dann vermisse ich sie. Die erste Klassenfahrt war für mich sicherlich eine größere Feuerprobe, als für meine beiden großen Söhne – und das, obwohl ich längere Trennungen von ihnen gewohnt bin. Schließlich sind sie für regelmäßig bei ihrem Vater. Aber die Tage, an denen ich sie auf den Mond schießen könnte, sind keine Ausnahmeerscheinung. Leider. Und sie werden häufiger, je älter die Jungs werden.

Irgendwie läuft mein Mutterherz nicht vor Freude und Zuneigung über, wenn mein Großer um 20:30 Uhr aus dem Kino nach Hause kommt – während der Rest der Familie, wie verabredet, bereits seit sieben Uhr am Abendbrottisch sitzt. Und auch (verhauene) Tests, die mir zwei Minuten bevor der Bus zur Schule fährt vorgelegt werden, lassen mich nicht jauchzen und frohlocken. Ganz zu schweigen vom letzten Zeugnis. Warum wird Mutterliebe bloß immer wieder derart strapaziert?

Doch wenn etwas passiert – ein Sturz, der im Krankenhaus endet, ungerechtfertigte Anfeindungen von Lehrern, ein arger Streit mit dem besten Freund oder gar Liebeskummer – dann weiß man, dass Kinder wirklich keine Belastung sind. Sondern die schönste Aufgabe des Lebens. Und die zumindest mir immer wieder den Sinn des eigenen Daseins vor Augen führt.