Ich finde das alles so überflüssig.
Aber ich kann nicht immer zu allem Ja und Amen sagen. Außerdem habe
ich das Gefühl, im Sinne der Kinder zu handeln. Bisher hat das
Gericht es auch so gesehen. Hoffentlich diesmal auch.
Ums Geld finde ich es übrigens auch
schade. Ich wüsste besseres damit anzufangen, als meiner Anwältin –
so sehr ich sie auch mag – jedes Jahr einen Urlaub zu spendieren.
Inzwischen gehe ich mit einer gewissen
Routine an die Sache heran. Das war nicht immer so. Als ich Silvester
2009 einen Umschlag aus dem Briefkasten fische, bleibt mir fast das
Herz stehen. Amtsgericht Hannover, förmliche Zustellung. Im
Zeitraffer durchforste ich mein Gehirn, suche nach begangenen und
nicht gesühnten Sünden. Habe ich irgendwelche Rechnungen ignoriert?
Strafzettel bekommen und nicht bezahlt? Mir fällt nichts ein.
Trotzdem zittern meine Finger so sehr, dass ich den Brief kaum auf
bekomme. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. In diesem Moment fängt
auch noch unser drei Wochen alte Nachzügler an zu weinen. Zum Glück
ist mein Mann zur Stelle, ich wäre nicht imstande, jetzt einen
Säugling zu halten.
Fassungslos starre ich auf den Brief:
Mein Ex-Mann will seine Kinder häufiger sehen. Dabei fliegen sie
jetzt schon alle drei Wochen nach München, um ihren Vater zu
treffen. Außerdem will er, dass das Gericht gefälligst ihm die
Pfingstferien zuspricht. Die Verhandlung soll drei Wochen später
stattfinden. Panisch wühle ich in meinen Unterlagen. Bekomme einen
hysterischen Anfall, weil ich meine Anwältin erst in fünf Tagen
wieder erreichen kann. Kurzum: Diesen Jahreswechsel habe ich nicht
als ein einziges rauschendes Fest in Erinnerung. Aber ich habe ihn
überlebt.
Eins verspreche ich: Im nächsten Leben
suche ich mir ein anderes Hobby!