Dass sich bei einem Pubertanten die Synapsen lösen, ist hinlänglich bekannt. Aber dass sich vorübergehend auch die Knochen aufzulösen scheinen, war ein mir bisher unbekanntes Phänomen.
Ein neues Wesen schien in den letzten Monaten bei uns eingezogen zu sein. Bei Paul war dieser Zustand in letzter Zeit in einem geradezu beängstigendem Maße fortgeschritten. Er hatte in etwa die Spannkraft eines Marshmallows. Seine Lehrerein sprach mich bereits an, dass sie manchmal ehrlich Angst habe, dass Paul im Unterricht vom Stuhl fallen würde. So wie neulich, als seine Klasse sich in der Lehrerkonferenz vorstellen musste. Paul saß scheinbar so tiefenentspannt mit seiner Trompete auf dem Schoß auf einer (lehnenlosen) Bank, dass er ständig hintenüber zu kippen drohte. Glücklicherweise kam es dann doch nicht dazu.
Nun feierten wir kürzlich Konfirmation. Mich plagten im Vorfeld Bedenken, wie mein Sohn wohl zum Altar kommen würde, ohne vorher komplett in sich zusammenzusacken. Aber siehe da: Meine Sorgen waren völlig grundlos. Paul schritt aufrecht durch die Kirche, saß anderthalb Stunden kerzengerade (dass das seine Rückenmuskeln überhaupt mitgemacht haben) und machte rundum eine gute Figur. Ich glaube beinahe, das Marshmallow hat ausgedient. Nun hege ich die Hoffnung, dass auch ansonsten wieder ein wenig mehr Drive in das Zimmer unterm Dach einzieht ...