Samstag, 10. November 2012

Die Hoffnung stirbt zuletzt

Ich wusste, dass die Zeit mit Paul nicht vergnügungssteuerpflichtig wird. Das ist sie mit Pubertanten eher selten. Aber dass das Hoch so kurz währen würde, hätte ich auch nicht gedacht.

Dabei fing das Schuljahr nach den Sommerferien so gut an. Der Große (14) schien wie ausgewechselt. Lernte Vokabeln, führte seine Hefte und Mappen ordentlich und hatte immer alle Schulsachen dabei. Nach dem letztem Schulzeugnis habe ich das allerdings auch erwartet. Denn irgendwie konnten wir uns alle glücklich schätzen, dass ich ruhig blieb und das Zeugnis vor den Sommerferien mit Humor nahm. Auch wenn es Galgenhumor war. Was blieb mir anderes übrig? Hätte ich kreischen, heulen oder mein Kind verfluchen sollen? Das war es nicht wert. Es handelte sich schließlich nur um ein Zeugnis. Also atmete ich tief durch, zählte langsam rückwärts von zehn bis null – und dachte an die Großen meines Mannes, die auch irgendwann die Kurve bekommen haben.

Doch nun das. Kaum sind die Herbstferien vorbei, flattert eine Mail der Englischlehrerin in meinen virtuellen Briefkasten. Mangelnde Mitarbeit, unerledigte Hausarbeiten, schlecht vorbereitete Test, nicht gelernte Grammatik und Vokabeln – wäre mein Schreibtisch im Büro aus Holz und nicht aus Glas, hätte ich in die Tischkante gebissen.

Irgendwie kommt mir das Szenario aus dem letzten Schuljahr bekannt vor. Schlechtes Zeugnis, Bemühen bis zu den Herbstferien, dann wieder rapider Leistungsabfall. Und ich war so naiv zu glauben, dass es sich nicht wiederholen würde. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt – und so frage ich wieder Vokabeln ab, überprüfe Hefte und hoffe immer noch auf dauernde Besserung ...