Eigentlich sollten
wir ganz gelassen bleiben. Schließlich ist es unser fünftes Kind (wenn auch
jeder von uns nur drei davon großgezogen hat). Und so kennen wir den Werdegang
vom Wickelkind zum selbständigen Toilettengänger.
Theoretisch weiß ich auch, dass Druck nichts nützt. Und dass jedes Kind irgendwann sauber und trocken wird. Doch das mit der
Gelassenheit fällt mir schwer. Und Geduld zählt nicht zu meinen herausragenden
Stärken. Diese nicht gerade sehr belastbare Geduld unterzieht unser Jüngster
gerade einer harten Probe. Sein dritter Geburtstag steht kurz vor der Tür.
Dennoch macht er nicht mal ansatzweise Anstalten, auf seine Windel zu verzichten.
Alle anderen Kinder bei der Tagesmutter – obwohl teilweise Monate
jünger – ziehen links und rechts an ihm vorbei und gehen bereits selbständig aufs Klo. Nur Johann
nicht. Auf seine beiden Lieblingssätze: „Ich mach‘ das!“ oder „Das schaff‘
ich!“ wartet man in diesem Zusammenhang vergebens.
Auf Wellnesswickeln verzichten wir schon lange: Wohlige
Wärme sucht man an diesen nasskalten Spätherbsttagen bei uns beim Windelwechsel
vergebens. Doch es nützt alles nicht. Noch ist meine Verzweiflung nicht groß
genug, als dass ich mich in Foren tummle, in denen Eltern sich hilfesuchend an
andere wenden, in der Hoffnung auf den einen, erfolgversprechenden Tipp. Auch
Bücher wie „Sauberwerden ohne Druck“ oder "Endlich windelfrei" lasse ich links liegen. Noch.
Im Durchschnitt verbraucht ein Kind 4.000 Windeln, bis es sauber wird. Dabei entsteht ein 600 Kilogramm schwerer Müllberg. Ich befürchte, dass Johann diese Zahlen toppen wird.
Und mit jedem Windelpaket, das ich kaufe, schwöre ich, dass
es das letzte sei. Um kurz darauf wieder wortbrüchig zu werden. Und hoffe,
dass Johann zu seinem dritten Geburtstag die Kurve kriegt. Zehn Tage hat er
noch…