Eigentlich
ist es bei uns so Brauch, dass die Kinder ihren Wunschzettel vor dem 1. Advent
schreiben. Damit die Weihnachtswichtel ihn holen können, sodass das Christkind
genügend Zeit hat, in der Himmelswerkstatt die gewünschten Geschenke
anzufertigen. Okay, so war es zumindest, als die Kinder noch ans Christkind
glaubten. Und keine Ahnung von Amazon, Jako-O & Co. hatten. Doch der
Zeitpunkt ist geblieben. Denn das Besorgen der Geschenke ist nicht weniger
kompliziert oder schneller geworden, nur weil das Weihnachtsfest ein Stückweit
entzaubert wurde.
Von Felix
hatte ich den ersten Wunschzettel bereits Mitte Oktober bekommen. Inzwischen
liegt mir die vierte Variante vor. Es handelt sich aber leider nicht nur um
Ergänzungen, sondern vielmehr um komplette Neufassungen. Neben Lego im Wert von
geschätzt 750 Euro befinden sich darauf auch sage und schreibe 13 (!) Bücher. Okay,
ist ein Wunschzettel und kein Bestellschein. Die Strümpfe, die noch auf dem
ersten Wunschzettel standen, sind inzwischen übrigens ersatzlos gestrichen
worden. Von Felix, nicht von mir.
Johann
wiederum blättert begeistert jede Werbung und jeden Katalog durch, den er in
die Finger bekommt. Strahlend zeigt er auf die Bilder und stellt fest:“Johanns“.
Von der Dampfmaschine über ein Barbie-Pferd bis hin zu ganzen Baggersortimenten
war bereits alles dabei.
Paul hingegen
hat noch nicht mal ein Wunschzettelchen abgegeben. Vielleicht weil die begehrten
Besitztümer außer Reichweite liegen. Auf die Frage, was er gerne hätte, kam die
knappe Antwort: „Ein iPad.“ Abgelehnt. „Dann eben ein MacBook.“ Ich stöhne
innerlich auf. Aber wünschen kann man sich bekanntlich ja alles.
Nun sind es
noch exakt zwölf Tage bis Weihnachten. Wovon ich fünf Tage in einer anderen
Stadt arbeite, also nicht mal im Traum ans Geschenke besorgen denken kann. Zwei
weitere Tage fallen auf einen Sonntag. Und der 21.12. ist für
Weihnachtsbaumkauf und Lebensmittel reserviert. Da wird mir wohl nichts anderes
übrig bleiben, als mich mit gefühlt einer Million anderer Menschen am Samstag
in der Stadt ins Einkaufsgetümmel zu stürzen. In der Hoffnung, die eine oder
andere geniale Erkenntnis zu bekommen, um an Heiligabend Kinderaugen zum
Leuchten zu bringen. Denn dafür lohnt sich der ganze Weihnachtsstress. Jedes
Jahr wieder.