Als
Studentin, auf Apfelsinenkisten hausend, träumt man vom Loft. Groß,
weitläufig, sparsam möbliert soll es sein. Aber das vom edelsten.
Zumindest mir ging es so. Und einem Dutzend meiner Freundinnen
ebenso.
Doch der
erste Job gab finanziell dann doch nicht so viel her. Wenigstens zu
einer Drei-Zimmer-Altbauwohnung mit hohen Stuckdecken reichte es. Und
das Sofa von Ikea sah auch nicht schlecht aus. Man versuchte
wenigstens ansatzweise an die Bilder aus Zeitschriften wie „Schöner
Wohnen“ oder „Archtitectures Didgest“ heranzukommen.
Mit dem
ersten Kind kam die Erkenntnis, dass leider auch diese Taktik
gnadenlos durchkreuzt wurde. Irgendwie passte nichts wirklich
zusammen. Das Kinderzimmer sah eher zusammengewürfelt als bewusst
geplant aus. Doch dann folgte die Erkenntnis, dass das gar nicht so
schlimm war. Denn das durchgestylteste Arrangement wird durch eine
einzige über der Sofalehne liegende Spuckwindel gnadenlos zerstört.
Schleichend folgen bunte Decken, quietschiges Spielzeug und Tonnen an
Bilderbüchern. Auch wer sie jeden Abend gandenlos wieder in großen
Körben oder Kisten mit Deckeln verbannt, kann sich nur wenige
Stunden der Illusion der Perfektion hingeben. Spätestens am nächsten
Morgen quillt all das Chaos wieder aus jeder Ecke hervor und erobert
die gesamte Wohnung. Spätestens dann ist der Moment gekommen, in dem
man sich mit großem Bedauern vom perfektem Designhaus verabschiedet.
Edle Wohnzeitschriften nimmt man immer seltener zur Hand. Die
Frustrationsrate ist einfach zu hoch.
Darum
gehört der Ikea-Katalog auch zu den erfolgreichsten Publikationen
Deutschlands: Hier finden wir uns wieder. Und bekommen keine
Frustattacken, weil wir erst Stapel von Zeitungen und Bilderbücher
vom Sofa räumen müsen, bevor wir seufzend in die Polster sinken.