Ich werde mich - hoffentlich nur vorrübergehend - aus meinem Blog verabschieden. Zurzeit wird es mir zu viel, regelmäßig über unser nach wie vor turbulentes Familienleben zu schreiben. Und nichts ist tödlicher, als ab und zu in einem Blog vorbeizuschauen und keine Neuigkeiten zu erfahren. Daher hoffe ich, dass ich im Laufe des Jahres wieder zurückkehre - wenn einige berufliche Dinge sich geregelt haben und alles wieder in etwas ruhigeren Bahnen läuft.
Ich möchte mich bei meinen vielen treuen Lesern bedanken. Besonders schön fand ich es, dass so viele Freunde nah und fern regelmäßig über unser Leben lasen und sich über Anekdoten und Geschichten freuten, die sie auch jenseits der Neujahrspost auf dem Laufenden hielten. Und in denen sie ihr eigenes Familienleben gespiegelt sahen.
Auch wenn ich nun erstmal pausiere, freue ich mich nach wie vor über Feedback und Anregungen unter patchworkheldin@gmx.de.Sollten uns zu viele vermissen, kommen wir ja vielleicht früher zurück!
Donnerstag, 16. Mai 2013
Dienstag, 30. April 2013
Mit der Spannkraft eines Marshmallows
Dass sich bei einem Pubertanten die Synapsen lösen, ist hinlänglich bekannt. Aber dass sich vorübergehend auch die Knochen aufzulösen scheinen, war ein mir bisher unbekanntes Phänomen.
Ein neues Wesen schien in den letzten Monaten bei uns eingezogen zu sein. Bei Paul war dieser Zustand in letzter Zeit in einem geradezu beängstigendem Maße fortgeschritten. Er hatte in etwa die Spannkraft eines Marshmallows. Seine Lehrerein sprach mich bereits an, dass sie manchmal ehrlich Angst habe, dass Paul im Unterricht vom Stuhl fallen würde. So wie neulich, als seine Klasse sich in der Lehrerkonferenz vorstellen musste. Paul saß scheinbar so tiefenentspannt mit seiner Trompete auf dem Schoß auf einer (lehnenlosen) Bank, dass er ständig hintenüber zu kippen drohte. Glücklicherweise kam es dann doch nicht dazu.
Nun feierten wir kürzlich Konfirmation. Mich plagten im Vorfeld Bedenken, wie mein Sohn wohl zum Altar kommen würde, ohne vorher komplett in sich zusammenzusacken. Aber siehe da: Meine Sorgen waren völlig grundlos. Paul schritt aufrecht durch die Kirche, saß anderthalb Stunden kerzengerade (dass das seine Rückenmuskeln überhaupt mitgemacht haben) und machte rundum eine gute Figur. Ich glaube beinahe, das Marshmallow hat ausgedient. Nun hege ich die Hoffnung, dass auch ansonsten wieder ein wenig mehr Drive in das Zimmer unterm Dach einzieht ...
Ein neues Wesen schien in den letzten Monaten bei uns eingezogen zu sein. Bei Paul war dieser Zustand in letzter Zeit in einem geradezu beängstigendem Maße fortgeschritten. Er hatte in etwa die Spannkraft eines Marshmallows. Seine Lehrerein sprach mich bereits an, dass sie manchmal ehrlich Angst habe, dass Paul im Unterricht vom Stuhl fallen würde. So wie neulich, als seine Klasse sich in der Lehrerkonferenz vorstellen musste. Paul saß scheinbar so tiefenentspannt mit seiner Trompete auf dem Schoß auf einer (lehnenlosen) Bank, dass er ständig hintenüber zu kippen drohte. Glücklicherweise kam es dann doch nicht dazu.
Nun feierten wir kürzlich Konfirmation. Mich plagten im Vorfeld Bedenken, wie mein Sohn wohl zum Altar kommen würde, ohne vorher komplett in sich zusammenzusacken. Aber siehe da: Meine Sorgen waren völlig grundlos. Paul schritt aufrecht durch die Kirche, saß anderthalb Stunden kerzengerade (dass das seine Rückenmuskeln überhaupt mitgemacht haben) und machte rundum eine gute Figur. Ich glaube beinahe, das Marshmallow hat ausgedient. Nun hege ich die Hoffnung, dass auch ansonsten wieder ein wenig mehr Drive in das Zimmer unterm Dach einzieht ...
Mittwoch, 10. April 2013
Wertvolle Erziehungsarbeit
Würde ich nach
Worten bezahlt, ich hätte ausgesorgt. Dann müsste ich neben der
Erziehungsarbeit keiner anderen Erwerbstätigkeit mehr nachgehen. Meine Kinder
würden dafür sorgen, dass Urlaube, Winterjacken, Schuhe und Jahrmarktsbesuche
bezahlt wären.
Das System funktioniert ganz einfach. Nehmen wir zum
Beispiel unser Gartentor. Mit Hund und kleinem Kind sollte es eigentlich
geschlossen sein. Eigentlich. Aber da liegt das Problem – in der Praxis klappt das
selten. Dabei finde ich die Ansage: „Schließt bitte das Gartentor, wenn ihr zur
Schule fahrt oder wieder nach Hause kommt“ nicht wirklich missverständlich.
Oder gar zu komplex. Und auch nicht wirklich zeitaufwendig… Mit der Umsetzung
hapert es dennoch. Schule ist übrigens beliebig durch Sport, Freunde, Stadt,
Musikunterricht etc. zu ersetzen.
Zurück zum System: Die ersten drei Aufforderungen sind
umsonst. Danach würde sich der Preis nach einem gestaffelten System erhöhen. Sagen
wir Aufforderung vier und fünf kosten 10 Cent, sechs und sieben 15 Cent, acht
bis zehn 20 Cent. Klingt vielleicht auf Anhieb nicht viel, aber die Masse macht’s.
Zumindest bei uns.
Ein angenehmer Nebeneffekt wäre, dass ich mich nicht mehr
ärgern müsste. Vielmehr könnte ich mich in Ruhe auf dem Sofa zurücklehnen und
meinen Tee schlürfen, damit mein vom Reden fusseliger und trockener Mund wieder
benetzt würde. Und mit jeder Aufforderung würde ich mich freuen, dass es wieder
in der Kasse klingelt.
Gutes System. Ich sollte ernsthaft über dessen Einführung
nachdenken…
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Donnerstag, 4. April 2013
Aufstand der Pubertanten
Eigentlich pflegen
wir in unserer Familie eine Gesprächskultur. Das heißt, alles kann angesprochen
und diskutiert werden. Im Idealfall auch ausdiskutiert. Jedes Argument zählt. Wobei „Totschlagargumente“ („Alle in meiner
Klasse dürfen das“) für mich nicht in die Kategorie Argumente fallen. Und –
ehrlicherweise – im Ernstfall das Elternwort ein größeres Gewicht besitzt.
Aber wir nehmen unsere Kinder ernst. Und sie können uns oft
überzeugen. Dafür erwarten wir aber auch, dass sich an Abmachungen gehalten
wird – selbst wenn die nicht gefallen. Was meist klappt. Aber eben leider nur
meist.
Letztens verbrachte Paul (14) gemeinsam mit seinem Bruder
zwei Wochen beim Vater. Und irgendwie muss ihm da unsere Familienregel
entfallen sein. So zog es ihn doch in ein Elektronikgeschäft und er erstand
einen WLAN-Verstärker. Um den er seit Monaten zuhause kämpfte. Doch leider
immer wieder ein striktes „Nein“ hörte. Alle seine Argumente konnten uns nicht
erweichen. Wenn er fernsehen will, soll er es vor der Glotze tun. Und nicht unkontrolliert
in seinem Zimmer im Bett auf dem iPod.
Zuhause eingetroffen musste es ihm irgendwie schwanen, dass
der Kauf nicht seine beste Idee war. Zumindest wurde der Verstärker uns nicht
stolz präsentiert, wie alle anderen Errungenschaften. Sondern vielmehr heimlich
installiert. Irgendwie war es nur eine Frage der Zeit, dass uns die Antennen
auffielen. Denn auch wenn wir keine Zimmerkontrollen durchführen, so versuchen
wir doch, der „Versumpfung“ der Kinderetage entgegenzuwirken und sorgen ab und
zu für eine Grundordnung. Wobei eben besagte Antenne auffiel.
Zuhause war jedenfalls erst mal der Teufel los. Hätte Paul das
Ding in unserer Stadt gekauft, ich wäre in den Laden marschiert und hätte den WLAN-Verstärker
dem Verkäufer auf den Tisch geknallt. So wanderte er vorerst in die Schublade. Und
Paul arbeitet daran, wieder unser bedingungsloses Vertrauen zu gewinnen …
Was glauben Kinder eigentlich? Dass wir auf Bäumen schlafen?
Oder selber nie jung waren und uns gegen unsere Eltern auflehnten? Dass man
sich selber manchmal blöd vorkommt, wenn man streng sein muss, passt
wahrscheinlich nicht unbedingt in ihre Vorstellungwelt. Aber wir meist unsere
Gründe haben.
Übrigens: Sollte im obersten Stockwerk regelmäßig das
Internet zum Arbeiten genutzt werden (jenseits vom Betrachten von
YouTube-Videos), dann können wir erneut über die Nutzung diskutieren –
höchstwahrscheinlich mit einem für Paul befriedigenderen Ausgang.
Donnerstag, 21. März 2013
Nächtliche Kapitulation
Da
war es wieder: der dumpfe Aufprall. Kurz darauf das Klicken der Klinke und ein
vorsichtiges Öffnen der Tür. Im fahlen nächtlichem Licht, das vom Flur ins
Schlafzimmer fällt, steht ein Silhouette: Johann.
„Was willst du hier?“, murmel ich müde.
„Kuscheln!“
„Aber nicht um drei Uhr nachts“, versuche ich meinem Sohn
weiszumachen.
Als ich aufstehe, um ihn in sein Bett zurückzutragen, hüpft und
schreit er, dass es Rumpelstilzchen alle Ehre machen würde. Doch ich bleibe
hart, nehme ihn auf den Arm, versichere ihm, wie lieb ich ihn habe und decke
ihn mit einem Gute-Nacht-Kuss wieder zu. Im eigenen Bett. Müde schlurfe ich in
mein Bett zurück, drehe mich um und schlafe wieder ein.
Zehn Minuten später geht die Tür wieder auf. Ich schäle
mich seufzend aus dem Bett, um meinen protestierenden Sohn wieder
zurückzutragen.
Auch wenn ich mich mit meinem Mann abwechsle: Das
nächtliche Aufstehen macht einen mürbe. Und dauermüde. Nacht für Nacht wiederholt
sich dasselbe Szenario. Auch nachdem er (gefühlt) zum fünften Mal ins eigene
Bett zurückgebracht wurde, macht Johann sich wieder auf Wanderschaft. Und steht
zehn Minuten später vor unserem Bett, um Einlass zu begehren.
Vielleicht würde ich der ganzen Sache entspannter
gegenüberstehen, wenn unser Bett zwei Meter breit wäre. Aber auf 1,60 m schläft
es sich zu dritt nicht wirklich bequem. Außerdem mag ich es nicht, wenn man mir
mein Kissen streitig macht. Also bringe ich meinen Jüngsten immer wieder
zurück. Mit zugegebenermaßen mäßigem Erfolg
.
Habe ich nicht vor ein paar Monaten erst einen Artikel
veröffentlicht, in dem ich schlaue Tipps gab, wie man kleine Nachtwanderer dazu
bringt, in ihrem eigenen Bett zu bleiben? Zum Beispiel durch konsequentes
Zurückbringen? Hat bei den großen Kids auch geholfen. Nur Johann scheint
resistent zu sein.
Um 5 Uhr kapituliere ich. Johann darf bei uns bleiben.
Und ich hege die Hoffnung, dass mir in dieser Nacht wenigstens noch anderthalb
Stunden Schlaf vergönnt sind ...
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Donnerstag, 7. März 2013
Das Zen des Wartens ...
… oder die Geschichte
der ewigen Zugverspätungen. Ein paar Wochen lief alles glatt: Meine S-Bahn fuhr
pünktlich. Und selbst die Bundesbahn schaffte es, ohne Verspätung den Bahnhof
zu verlassen. Ich fing an, Hoffnung zu schöpfen.
Doch dann schlug sie wieder gnadenlos zu: Die Pendlerfalle.
Kaum finden im norddeutschen Raum zwei große Messen statt, geraten sämtliche
Fahrpläne durcheinander. Warum hetze ich am Mittwochmorgen eigentlich immer zum
S-Bahnhof? Die Bahn kommt doch eh ein paar Minuten später. Wenn es bei den paar
Minuten bleibt. Dann bekomme ich am Hauptbahnhof auch noch ganz entspannt den
ICE.
Zwar bietet die Bahn den grandiosen Service des
„Verspätungsalarms“ an. Und zeigt Zugverspätungen im Internet an. Oder
verschickt sogar Mails. Doch seltsamerweise gaukelt die Seite einem immer
pünktliche Zugverbindungen vor. Die Mails kommen in der Regel an, wenn selbst
der verspätete Zug bereits den Bahnhof verlassen hat.
Doch zurück zum Bahnsteig. Natürlich bin ich von der S-Bahn
zum Ferngleis gesprintet. Um meinen scheinbar pünktlichen Zug zu erwischen.
Doch hier holt mich die Wirklichkeit ein. Und wieder stehe ich mir gefühlte
Ewigkeiten bei Minusgraden die Beine in den Bauch. Endlich kommt der Zug.
Wenigstens gibt es um diese Uhrzeit reichlich Sitzplätze.
Morgendliche Geduldsprobe
Aber meine Geduld wird diesen Morgen nochmals auf die Probe
gestellt. 9:35 Uhr. Statt – wie laut Fahrplan vorgesehen – im Hamburger
Hauptbahnhof einzufahren, passieren wir gerade Tostedt. Weiß der Geier, wo
genau in der Heide dieses Kaff liegt. Zumindest nicht unmittelbar vor den Toren
Hamburgs…
Waren nicht gerade erst im Herbst/Winter Verspätungen von 30
Minuten an der Tagesordnung, da die Bahnstrecke durch die Heide saniert wurde?
Jetzt muss – laut Bahn – ein weiteres Gleis verlegt werden, um den Güterverkehr
vom Hamburger Hafen zu verkraften. Hätten die das im Herbst nicht gleich
mitmachen können? Außerdem dachte ich, dass wir uns in der Phase der
schwächelnden Weltkonjunktur befinden und daher weniger Schiffe den Hamburger
Hafen anlaufen? Entweder eine Fehlinformation – oder die Bahn baut nur vor. Und
investiert in die Zukunft.
Zumindest war ich im Winter irgendwann mal so sauer über die
ewigen Verspätungen, dass ich drei Beschwerden eingereicht habe. Jeweils vier
Seiten Fragebögen habe ich diesbezüglich ausgefüllt, mit Zugnummern, Zeiten
etc. Zurück bekam ich lediglich ein formloses Schreiben, dass ich mitteilen
sollte, welche Züge ich statt der anvisierten Verbindung genommen hätte.
Wollten die mich verarschen? Genau das hatte ich ihnen schriftlich mitgeteilt.
Natürlich ohne mir Kopien davon zu machen. Mir fehlte die Zeit und Energie für
eine längere Auseinandersetzung. Und so verzichtete ich auf die 10 oder 20
Euro, die ich vielleicht erstattet bekommen hätte. Was blieb war der Groll –
und ein fetter Vermerk in punkto Kundenunfreundlichkeit.
Das Zen des Wartens
Das Zen des Wartens habe ich für mich übrigens immer noch
nicht entdeckt. Statt dass sich in mir eine große Ruhe ausbreitet, während ich
auf die nächste Bahn warte, wird die Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin
und Cortisol in ungeahnte Höhen getrieben. Und das, obwohl mein Arbeitgeber
weiß, dass ich pendel. Und keine höhere Macht besitze, um die Bahn zu einem
zuverlässigen und pünktlichen Verkehrsmittel zu machen…
Freitag, 15. Februar 2013
Patchwork Family - jenseits der Wirklichkeit
Ich hatte versprochen, die Sat.1-Soap
"Patchwork Family" zu besprechen. Während ich zum Nichtstun
verdonnert war, hatte ich genügend Zeit, um einen Blick in die
Sat.1-Vorabendserie hineinzuwerfen – was im Alltag nicht möglich gewesen wäre.
Denn wer kann schon in der Woche um 18 Uhr vorm Fernseher zu sitzen?
Mein Urteil fällt kurz aus: Grottig! Bei dem Format handelt es sich um eine sogenannte "Scripted Reality". Dazu kann ich nur sagen: Scipted schon, reality wohl kaum. Ich zumindest kenne keine Patchworkfamilie, in der es so zugeht. Zickenalarm, zwangsweise gemischte Zimmer, Kinder, die sich gegenseitig nicht ausstehen können (und jeder bringt auch noch vier mit in die Beziehung), 20 Nebenschauplätze... Was hat das schwule Paar, das sich um die Katze streitet, mit der Patchworkfamilie zu tun? Warum muss die Schwester mit ihrer eigenen missratenen Brut auftauchen, weil sie scheinbar einen Wasserrohrbruch zuhause hat? Gab es sonst nicht genügend Geschichten zu erzählen? Und dann noch alles so schlecht gespielt, dass einem "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" wie großes Kino vorkommt.
Hatten die Verantwortlichen Angst, dass eine Familie – bunt zusammengewürfelt und vielleicht noch mit gemeinsamen Nachwuchs – nicht genügend Geschichten in sich birgt? Hätten sich die Macher die Mühe gemacht, mal eine echte Patchworkfamilie zu besuchen (und nicht in ihren Augen fernsehtaugliche Extremformate zu erfinden), dann hätten sie höchstwahrscheinlich komplett andere Situationen vorgefunden. Die, zugegebenermaßen, nicht ganz so spektakulär und telegen sind. Aber dennoch für viel Augenzwinkern und Spaß sorgen können, wenn man sie gut erzählt.
Sicherlich gibt es immer wieder die unschöne Situation, in der es um "deine Kinder, meine Kinder" geht. Und so manch ein Stiefelternteil muss sich im Alltag anhören, dass es dem Kind nichts zu sagen hätte, da er/sie nicht der Vater bzw. die Mutter wären. Aber in der Regel verläuft der Alltag unauffällig. Und unterscheidet sich nicht so gravierend von dem „normaler“ Familien. Viel größer ist die Gefahr, dass die Kinder sich zwischen Elternteil und neuen Partner stellen. Und das klammheimlich, schleichend und leise. Und manchmal gelingt es ihnen dabei, einen Keil in die Beziehung zu treiben.
Das habe ich tatsächlich schon im Freundeskreis erlebt. Es war sehr traurig, als die Beziehung zerbrach. Und diente mir als warnendes Beispiel, als ich selber das AbenteuerPatchworkfamilie wagte. Denn dass ist es jeden Tag wieder: Ein großes Abenteuer. Das es lohnt, erlebt und gelebt zu werden. Zumindest bei uns.
Mein Urteil fällt kurz aus: Grottig! Bei dem Format handelt es sich um eine sogenannte "Scripted Reality". Dazu kann ich nur sagen: Scipted schon, reality wohl kaum. Ich zumindest kenne keine Patchworkfamilie, in der es so zugeht. Zickenalarm, zwangsweise gemischte Zimmer, Kinder, die sich gegenseitig nicht ausstehen können (und jeder bringt auch noch vier mit in die Beziehung), 20 Nebenschauplätze... Was hat das schwule Paar, das sich um die Katze streitet, mit der Patchworkfamilie zu tun? Warum muss die Schwester mit ihrer eigenen missratenen Brut auftauchen, weil sie scheinbar einen Wasserrohrbruch zuhause hat? Gab es sonst nicht genügend Geschichten zu erzählen? Und dann noch alles so schlecht gespielt, dass einem "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" wie großes Kino vorkommt.
Hatten die Verantwortlichen Angst, dass eine Familie – bunt zusammengewürfelt und vielleicht noch mit gemeinsamen Nachwuchs – nicht genügend Geschichten in sich birgt? Hätten sich die Macher die Mühe gemacht, mal eine echte Patchworkfamilie zu besuchen (und nicht in ihren Augen fernsehtaugliche Extremformate zu erfinden), dann hätten sie höchstwahrscheinlich komplett andere Situationen vorgefunden. Die, zugegebenermaßen, nicht ganz so spektakulär und telegen sind. Aber dennoch für viel Augenzwinkern und Spaß sorgen können, wenn man sie gut erzählt.
Sicherlich gibt es immer wieder die unschöne Situation, in der es um "deine Kinder, meine Kinder" geht. Und so manch ein Stiefelternteil muss sich im Alltag anhören, dass es dem Kind nichts zu sagen hätte, da er/sie nicht der Vater bzw. die Mutter wären. Aber in der Regel verläuft der Alltag unauffällig. Und unterscheidet sich nicht so gravierend von dem „normaler“ Familien. Viel größer ist die Gefahr, dass die Kinder sich zwischen Elternteil und neuen Partner stellen. Und das klammheimlich, schleichend und leise. Und manchmal gelingt es ihnen dabei, einen Keil in die Beziehung zu treiben.
Das habe ich tatsächlich schon im Freundeskreis erlebt. Es war sehr traurig, als die Beziehung zerbrach. Und diente mir als warnendes Beispiel, als ich selber das AbenteuerPatchworkfamilie wagte. Denn dass ist es jeden Tag wieder: Ein großes Abenteuer. Das es lohnt, erlebt und gelebt zu werden. Zumindest bei uns.
Kinderwünsche
Singend kommt der dreijährige Johann die Treppe herunter. Sein Vater steht in der Küche und bereitet das Mittagessen vor.
"Na Johann, was möchtest du?"
"Auto spielen."
"Dahinten ist dein Auto." Der Vater zeigt auf den kleinen silbernen Flitzer, den man durch Hin- und Herrollen aufziehen kann und der dann wirklich verdammt schnell durchs Zimmer saust.
"Nein", schüttelt Johann seinen Kopf und guckt seinen Vater mit großen Augen an. "Auf iPod".
Nach seinem Geburtstagswunsch gefragt, antwortet er übrigens auch iPod - da steht er seinem großen Bruder Felix in nichts nach. Allerdings wird dieser bereits zwölf, womit so ein Ding zumindest in greifbare Nähre rückt. Wenn man aber von Johann wissen möchte, was er denn mit einem iPod will, dann bekommt man - neben Autospielen - ebenso häufig "So in die Tasche stecken" zur Antwort. Dabei demonstriert er umständlich, wie er ihn in seiner Latzhose verstauen will.
Ganz unschuldig sind wir an diesem Wunsch nicht. Schließlich sind wir nicht eingeschritten, als Paul im Sommerurlaub immer wieder seinen Bruder ruhigstellte, indem er ihm das mobile Endgerät zur Verfügung stellte. Wir haben uns längst damit abgefunden, dass die Kinder mit Handys, Computern und eben iPods hantieren, wie wir das im selben Alter noch mit Schere, Buntpapier und Kleber taten. Die Zeiten ändern sich eben; vor 20 Jahren hätte ich auch nie gedacht, dass ich eines Tages nicht mehr ohne Computer im Leben auskommen würde. Und mich ohne Handy im Alltag von der Umwelt abgeschnitten fühle.
Aber im zarten Alter von drei Jahren sind in unserer Familie sämtliche elektronischen Geräte noch auf Jahre hinaus tabu. Also bleibt dieser Wunsch weiterhin unerfüllt. Und so muss weiterhin der Tacho von Paul als Ersatz herhalten. Zwar ändert sich leider das Bild nicht, egal wie sehr man darauf rumwischt. Aber zum In-die-Tasche-stecken reicht er allemal.
"Na Johann, was möchtest du?"
"Auto spielen."
"Dahinten ist dein Auto." Der Vater zeigt auf den kleinen silbernen Flitzer, den man durch Hin- und Herrollen aufziehen kann und der dann wirklich verdammt schnell durchs Zimmer saust.
"Nein", schüttelt Johann seinen Kopf und guckt seinen Vater mit großen Augen an. "Auf iPod".
Nach seinem Geburtstagswunsch gefragt, antwortet er übrigens auch iPod - da steht er seinem großen Bruder Felix in nichts nach. Allerdings wird dieser bereits zwölf, womit so ein Ding zumindest in greifbare Nähre rückt. Wenn man aber von Johann wissen möchte, was er denn mit einem iPod will, dann bekommt man - neben Autospielen - ebenso häufig "So in die Tasche stecken" zur Antwort. Dabei demonstriert er umständlich, wie er ihn in seiner Latzhose verstauen will.
Ganz unschuldig sind wir an diesem Wunsch nicht. Schließlich sind wir nicht eingeschritten, als Paul im Sommerurlaub immer wieder seinen Bruder ruhigstellte, indem er ihm das mobile Endgerät zur Verfügung stellte. Wir haben uns längst damit abgefunden, dass die Kinder mit Handys, Computern und eben iPods hantieren, wie wir das im selben Alter noch mit Schere, Buntpapier und Kleber taten. Die Zeiten ändern sich eben; vor 20 Jahren hätte ich auch nie gedacht, dass ich eines Tages nicht mehr ohne Computer im Leben auskommen würde. Und mich ohne Handy im Alltag von der Umwelt abgeschnitten fühle.
Aber im zarten Alter von drei Jahren sind in unserer Familie sämtliche elektronischen Geräte noch auf Jahre hinaus tabu. Also bleibt dieser Wunsch weiterhin unerfüllt. Und so muss weiterhin der Tacho von Paul als Ersatz herhalten. Zwar ändert sich leider das Bild nicht, egal wie sehr man darauf rumwischt. Aber zum In-die-Tasche-stecken reicht er allemal.
Montag, 28. Januar 2013
Kurze Pause
Liebe Freunde, Leserinnen und Leser (habe ich jetzt alle bedacht?),
die Patchworkheldin ist auch nur ein Mensch - und muss zurzeit krankheitsbedingt pausieren. Nächste Woche geht es an dieser Stelle weiter. Mit Neuigkeiten aus unserem Leben. Oder einer Rezession zur neuen Sat.1-Serie "Patchworkfamilie", um die ich gebeten wurde. Bis dahin eine schöne Woche.
die Patchworkheldin ist auch nur ein Mensch - und muss zurzeit krankheitsbedingt pausieren. Nächste Woche geht es an dieser Stelle weiter. Mit Neuigkeiten aus unserem Leben. Oder einer Rezession zur neuen Sat.1-Serie "Patchworkfamilie", um die ich gebeten wurde. Bis dahin eine schöne Woche.
Dienstag, 15. Januar 2013
Einsame Schuhe und verlorene Jacken
Da steht er, einsam unterm Bett: ein einzelner rechter Turnschuh. Lediglich ein paar Staubflusen leisten ihm Gesellschaft.
Auch Stunden später starre ich - noch immer fassungslos - auf den beinahe nagelneuen Turnschuh meines Sohnes. Inzwischen haben wir das gesamte Zimmer des Pubertanten umgeräumt. Dabei kam so manch ein lang vermisster Gegenstand ans Tageslicht - unter anderem Elternbriefe aus dem November. Und Äpfel, die vielleicht vor drei Monaten als frisch galten, heute aber eher wie Kompost aussahen - und ebenso rochen. Nur der linke Turnschuh bleibt verschollen.
Ich stehe vor einem Rätsel. Wie kann man nur einen einzelnen Turnschuh verlieren? In unserer Familie wurde schon viel vergessen und liegengelassen: Mützen, Schals und Handschuhe, Schlüssel, Fahrkarten, Regenschirme, Kuchenformen. Das Übliche halt, kennt wahrscheinlich jede Familie. Auch eine Jacke war bereits darunter. Aber ein einzelner (!) Schuh war bisher noch nie dabei. Das muss man doch merken! Spätestens beim nächsten Sportunterricht sollte es auffallen. Meinem Sohn scheinbar nicht.
Und ich habe mich beim Klamottenflohmarkt an unserer Schule immer gefragt, wie man all diese Dinge verlieren kann, ohne es zu mitzubekommen. Diese Frage stelle ich mir nun nicht mehr.
P.S. Nach gefühlten 20-maligen Nachfragen fühle mein Sohn sich bemüßigt, mal in der Turnhalle nachzusehen. Der zweite Schuh war noch da. Nun steht wieder ein Paar Turnschuhe unterm Bett. Vorerst.
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Von muffigen Socken und Wollratten
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Auch Stunden später starre ich - noch immer fassungslos - auf den beinahe nagelneuen Turnschuh meines Sohnes. Inzwischen haben wir das gesamte Zimmer des Pubertanten umgeräumt. Dabei kam so manch ein lang vermisster Gegenstand ans Tageslicht - unter anderem Elternbriefe aus dem November. Und Äpfel, die vielleicht vor drei Monaten als frisch galten, heute aber eher wie Kompost aussahen - und ebenso rochen. Nur der linke Turnschuh bleibt verschollen.
Ich stehe vor einem Rätsel. Wie kann man nur einen einzelnen Turnschuh verlieren? In unserer Familie wurde schon viel vergessen und liegengelassen: Mützen, Schals und Handschuhe, Schlüssel, Fahrkarten, Regenschirme, Kuchenformen. Das Übliche halt, kennt wahrscheinlich jede Familie. Auch eine Jacke war bereits darunter. Aber ein einzelner (!) Schuh war bisher noch nie dabei. Das muss man doch merken! Spätestens beim nächsten Sportunterricht sollte es auffallen. Meinem Sohn scheinbar nicht.
Und ich habe mich beim Klamottenflohmarkt an unserer Schule immer gefragt, wie man all diese Dinge verlieren kann, ohne es zu mitzubekommen. Diese Frage stelle ich mir nun nicht mehr.
P.S. Nach gefühlten 20-maligen Nachfragen fühle mein Sohn sich bemüßigt, mal in der Turnhalle nachzusehen. Der zweite Schuh war noch da. Nun steht wieder ein Paar Turnschuhe unterm Bett. Vorerst.
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Dienstag, 8. Januar 2013
Plötzlich Großfamilie
Ich
wollte immer zwei Kinder haben. Eins fand ich zu wenig, drei eine blöde Konstellation und vier waren mir zu viel. Doch da habe ich die
Rechnung ohne das Leben gemacht. Das schickte mir zwei wunderbare
Kinder. Und nach meiner Trennung meinen heutigen Mann – gemeinsam
mit zwei weiteren Kindern.
So fand
ich mich plötzlich in einer Großfamilie wieder. Übrigens als
einziges weibliches Wesen (später holte ich mir als Verstärkung
wenigstens eine Hündin ins Haus). Beim Abendbrot hatten die Kinder
nicht mehr lediglich eine geschmierte Stulle auf dem Teller liegen.
Vielmehr verschwanden Berge von Brot, Wurst und Käse in scheinbar
immer hungrigen Mündern. In der Waschküche ist manchmal kein
Durchkommen mehr, so hoch stapeln sich die Wäscheberge. Und beim
Eismann haben wir mehr als einmal die zischelnde Bemerkung gehört,
ob wir kein anderes Hobby hätten.
Anfangs stresste mich der Umstand, am Wochenenden plötzlich zu sechst zu
sein. Aber der Mensch ist ein anpassungsfähiges Wesen. Und so genoss
ich bald die Situation. Ein paar Jahre später waren wir dann sogar
zu siebt.
Inzwischen
finde ich es toll, dass die Runde immer weiter wächst. Denn aus
Kindern werden Leuten. Und aus pubertierenden Einzelgängern Paare.
Weihnachten brachten die beiden Großen ihre Freundinnen mit. Klasse
Mädels, die hoffentlich noch oft unsere Tischrunde vergrößern
werden.
Familienfeste
werden plötzlich zur Herausforderung. Der engste Familienkreis bei
uns umfasst inzwischen 18 Leute. Kommen noch Paten und weitere
Verwandte hinzu, sind sogar 30 Menschen unterzubringen.
Nur wenn
nach Festen dann alle wieder abreisen und auch noch die Mittleren bei
ihrem Vater sind, dann wird es ruhig im Haus. Und auch ein wenig
einsam. Dann scharen wir uns zu dritt an dem einen Ende unseres
langen Tisches und blicken ein wenig traurig auf die leere Tafel. In
der Hoffnung, dass bald wieder alle zurückkommen und Leben in die
Bude bingen.
Übrigens:
Meinen Mann traf es noch härter als mich. Er wollte immer nur ein
Kind. Das Schicksal schickte ihm Zwillinge. Zum Glück!
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